Kinesiologie
Iris M. Hochberger

Wir können mit unserem Verstand erfassen, was wir wollen und was wir nicht wollen.
Doch trotz größter Bemühungen können wir bestimmte Ziele manchmal einfach nicht erreichen. Wir scheinen in einem Muster gefangen zu sein, das es uns unmöglich macht, unsere Vorstellungen zu verwirklichen.




EMDR

Manchmal kommen wir aufgrund belastender Ereignissen zu verzerrten Beurteilungen über uns selbst. Und obwohl wir wissen, dass diese negativen Überzeugungen im Grunde nicht wahr sind, können wir sie nicht loslassen. Wenn die Verarbeitung der belastenden Erlebnisse neu in Gang gesetzt wird, kann es möglich sein, damit Frieden zu schließen. 

EMDR – Was ist das? 
EMDR (Eye Movement Desensitisation and Reprocessing) ist ein Therapieverfahren, mit dem eine Neubearbeitung belastender Erlebnisse erreicht werden soll. Mittels wechselnder Sinnesreize wie z.B. geführten Augenbewegungen,  akustischen Signalen oder Antippen der Hände oder Knie können vielfach bestimmte Regionen des Gehirns angeregt werden. 

EMDR – Die Einsatzmöglichkeiten
Ursprünglich wurde EMDR für die Bearbeitung von posttraumatischen Belastungsstörungen entwickelt. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Sie reichen von der Behandlung psychischer Traumata aller Art nach sexuellem, körperlichem oder emotionalem Missbrauch bis hin zu allen anderen Formen von Belastungssymptomen. Auch bei Ängsten, Panikattacken, Selbstwertstörungen, psychosomatischen und vielen alltäglichen Beschwerden, für die Raucher-Entwöhnung und für die Unterstützung bei einer Ess-Sucht kann EMDR in geeigneten Fällen angewendet werden. Die Methode kommt nicht nur bei der Verarbeitung vergangener belastender Erlebnisse zum Einsatz, sondern auch bei der mentalen Vorbereitung auf zukünftige Belastungssituationen, wie Prüfungen o.ä.

Wer hat’s erfunden?
Entwickelt wurde die Methode 1987 von Francine Shapiro, einer amerikanischen Wissenschaftlerin und Psychotherapeutin. 

Wie funktioniert EMDR?
Francine Shapiro entdeckte, dass bei der Erinnerung an belastende Ereignisse und gleichzeitiger Stimulierung z.B. der Augen ein beschleunigter Verarbeitungsprozess im limbischen System stattfindet, dem emotionalen Zentrum im Gehirn. Das geschieht im Wesentlichen durch geführte Augenbewegungen, durch Berührungen (Fingertippen) oder auch akustisch. Oft berichten Klienten während dieses Vorgangs von großer Erleichterung und plötzlichen inneren Einsichten. Sie können neue, kreative Lösungsansätze entdecken, Gefühle verändern sich. Eine nachhaltige Befreiung von einschränkenden Verhaltensmustern oder Überzeugungen ist in vielen Fällen möglich.

Ist das schmerzhaft?
Gefühle gehören zum Heilungsprozess. Manchmal ist die Lösung recht unspektakulär, es können aber auch heftige Gefühle auftauchen. Diese gehen in der Regel aber überraschend schnell vorüber.

Wie lange dauert eine EMDR-Therapie?
EMDR ist eine Kurzzeit-Therapie. Wie viele Termine sinnvoll und notwendig sind, hängt vom Einzelfall ab. Mindestens drei Termine sollten Sie erfahrungsgemäß aber einplanen.

Ist EMDR wissenschaftlich anerkannt?
Die Wirksamkeit von EMDR für psychische Traumata und posttraumatische Belastungsstörungen ist von der WHO international anerkannt und durch eine große Zahl wissenschaftlicher Untersuchungen nachgewiesen. Weiterführende Infos und Links hierzu:



Studien und Veröffentlichungen zu EMDR


Michelle Van Etten, Steven Taylor: Comparative efficacy of treatments for post-traumatic stress disorder:
A meta-analysis. In: Clinical Psychology & Psychotherapy, 5(3), 1998,
S. 126–145. doi:10.1002/(SICI)1099-0879(199809)5:3<126::AID-CPP153>3.0.CO;2-H

C. Alto: Meta-analysis of eye movement desensitization and reprocessing efficacy studies in the treatment of PTSD. Doctoral dissertation, Seton Hall University, 2001.

Paul R. Davidson, Kevin C. Parker: Eye movement desensitization and reprocessing (EMDR): A meta-analysis. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 69(2), 2001,
S. 305–316. doi:10.1037/0022-006X.69.2.305

Louise Maxfield, Lee Hyer: The relationship between efficacy and methodology in studies investigating EMDR treatment in PTSD. (PDF; 118 kB)
In: Journal of Clinical Psychology, 58(1), 2002, S. 23–41.

Jonathan Bisson, Martin Andrew: Psychological treatment of post-traumatic stress disorder (PTSD). (PDF) Cochrane Database of Systematic Reviews 2007, Issue 3.
Art. No.: CD003388. doi:10.1002/14651858.CD003388.pub3.

Rebekah Bradley, Jamelle Greene, EricRuss, Lissa Dutra, Drew Westen: A multidimensional meta-analyses of psychotherapy for PTSD.
Memento des Originals vom 19. April 2014 im Internet Archive)
In: American Journal of Psychiatry, 162(2), 2005, S. 215–227.

Jonathan I.Bisson, Anke Ehlers, Rosa Matthews, Stephen Pilling, David Richards, Stuart Turner). Psychological treatments for chronic post-traumatic stress disorder:
Systematic review and meta-analysis. (PDF; 214 kB) In: British Journal of Psychiatry, 190(2), 2007, S. 97–104.

Guenther Seidler, Frank Wagner: Comparing the efficacy of EMDR and trauma-focused cognitive behavioural therapy in the treatment of PTSD:
A meta-analytic study.
In: Psychological Medicine, 36(11), 2006, S. 1515–1522. doi:10.1017/S0033291706007963

Wietse Tol. Corrado Barbui, Mark van Ommeren (2013). ManagementofAcuteStress, PTSD, and Bereavement WHO Recommendations. JAMA August 7, 2013 Volume 310, Number 5, 477-478.